18. Oktober 2019 , 12 Uhr
Am 18. Oktober 1941 verließ der erste Berliner »Osttransport« mit fast 1.100 jüdischen Kindern, Frauen und Männern den Bahnhof Grunewald in Richtung Lodz (»Litzmannstadt«). Seit 2011 versammeln sich jährlich zahlreiche Menschen am Mahnmal »Gleis 17« um der Opfer zu gedenken.
Prof. Dr. Andreas Nachama begrüßte an diesem warmen Herbsttag als Vorsitzender der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum die über 300 erschienenen Gäste.
Dr. Wolfgang Schäuble, Päsident des Deutschen Bundestages, bezeichnete es in seinem anschließenden Grußwort als Schande,»dass Juden ihre Kippa verstecken oder nicht tragen, dass Rabbiner attackiert werden, dass Synagogen und Friedhöfe geschändet werden. Und es sei beschämend, wenn 44 Prozent darüber nachdenken zu emigrieren, weil sie sich hier nicht sicher fühlen. Deutschland sei damit Spitzenreiter in der Europäischen Union«…»Die Würde des Menschen ist unantastbar. So lautet der erste Artikel unserer Verfassung. Das müssen wir uns immer wieder bewußt machen, dafür müssen wir einstehen – gerade weil wir wissen, wie verletzbar und antastbar die Würde des Menschen ist.« so der Bundestagspräsident.
Besonders gerührt waren die Gäste von der Gedenkrede der Zeitzeugin Ingeburg Geißler. Die heute 87-jährige Holocaustüberlende wurde noch im Januar 1945 als junges Mädchen, ohne weitere Angehörige, nach Theresienstadt deportiert und erst im Mai befreit.
Den diesjährigen Schülerbeitrag leisteten erneut Schülerinnen und Schüler aus dem John-Lennon-Gymnasium. Ihnen ist bewusst, wie wichtig Gedenken auch für ihre Generation ist, damit sich solche Gräueltaten nicht wiederholen.
Den musikalischen Rahmen gestaltete der Musiker Boris Rosenthal. Am Ende der Zeremonie wurden weiße Rosen am Bahnsteig niedergelegt. Das Kaddisch sprach Rabbiner Jonah Sievers.
Die Gedenkzeremonie am »Gleis 17« ist eine gemeinsame Veranstaltung der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, dem Land Berlin, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Israelitischen Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, der Deutschen Bahn Stiftung und der Inge Deutschkron Stiftung.