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Vortrag
Wie hörte sich die Vernichtung eines Dorfes an? Erinnerungen von Überlebenden an die deutsche Vernichtungspolitik in Weißrussland
6. Mai 2021 , 19.00
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Vortrag: Prof. Dr. Christian Gerlach, Bern
Moderation: Dr. Andrej Angrick, Berlin
Livestream: www.topographie.de/livestream/
Eine Teilnahme vor Ort ist nicht möglich.
Die Sowjetrepublik Belarus gehörte zu den Ländern, die im Zweiten Weltkrieg relativ zu ihrer Gesamtbevölkerung die höchsten Opferzahlen zu beklagen hatten. Etwa ein Viertel der Bevölkerung kam während der deutschen Besatzung ums Leben. Neben dem Holocaust und der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener führte die „Bandenbekämpfung“ zu über 300.000 zivilen Opfern. Dabei gingen Wehrmacht, SS, SD und Polizeieinheiten in Großoperationen wie „Winterzauber“ oder „Kugelblitz“ nicht nur direkt gegen Partisanenverbände, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung vor. Bei den systematischen Mordaktionen deutsch geführter Einheiten wurden ganze Dorfbevölkerungen in Gebäuden zusammengetrieben und diese dann mitsamt den eingesperrten Menschen verbrannt. In seinem Vortrag beleuchtet Christian Gerlach das Vorgehen deutscher Einheiten gegen die weißrussische Zivilbevölkerung im Zusammenhang mit der deutschen Vernichtungspolitik und geht der bislang wenig gestellten Frage nach, von welchen Hörerfahrungen Überlebende der Terroraktionen berichtet haben, um so zu neuen Erkenntnissen über das Verhalten der Täter, die Organisation der Taten und die Reaktionen der Opfer zu gelangen.
Christian Gerlach, 1963 geboren, ist Professor für Zeitgeschichte am Historischen Institut der Universität Bern. Zuvor war er an der National University of Singapore und an der University of Pittsburgh tätig. Gerlach hat zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt, darunter Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944 (1999, 4. Aufl. 2012), Extrem gewalttätige Gesellschaften. Massengewalt im 20. Jahrhundert (2011, engl. Ausgabe 2010), Der Mord an den europäischen Juden (2017, engl. Ausgabe 2016) sowie den Aufsatz Echoes of persecution: sounds in early post-liberation Jewish memories (2018).
Andrej Angrick, 1962 geboren, ist wissenschaftlicher Angestellter bei der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Zu den Veröffentlichungen des Historikers gehört das zweibändige Werk „Aktion 1005”. Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942–1945 (2018).
Weitere Informationen finden sie unter www.kontakte-kontakty.de und www.gedenkort-lebensraumpolitik.de.