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Konferenz
Tagung: Fürsorgepolitik und Sozialrassismus im Nationalsozialismus
6. Oktober 2022 - 7. Oktober 2022
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Termin: 6. Oktober 2022, 13 Uhr, bis 7. Oktober 2022, 14 Uhr
Veranstalter:
- Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte
- Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Veranstaltungsort: Studienzentrum der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
Im Nationalsozialismus strukturierten eugenische und sozialrassistische Kriterien die Wohlfahrtspflege. Die bereits vor und in der Weimarer Republik praktizierte Unterscheidung von Empfänger/-innen staatlicher Sozialleistungen in »würdige« und »unwürdige« Hilfsbedürftige erhielt durch den »rassenhygienischen« Fokus der Fürsorge eine neue Dimension: Der »Volkskörper« sollte »gereinigt« und »Minderwertige« beseitigt werden. Die nationalsozialistische Auffassung von »Asozialität« und Kriminalität als vererbbare Merkmale begründete eugenische Maßnahmen gegen »Gemeinschaftsfremde«. Immer mehr als »asozial« Stigmatisierte wurden nach dem »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« zwangssterilisiert. Zudem drohten ihnen Entmündigung sowie die Zwangsunterbringung bei Arbeitszwang in Heimen, Arbeitshäusern, geschlossenen »Bewahranstalten« und Lagern.
Fürsorge, Wohlfahrtsanstalten, Jugend-, Arbeits- und Gesundheitsämter arbeiteten bei der Entrechtung der Betroffenen eng mit Polizei und Justiz zusammen. Die Fürsorge nahm somit eine Schlüsselrolle in der Ausgrenzung und Verfolgung von als »asozial« Stigmatisierten ein. Dabei schrieb sie vielen Betroffenen eine maßgeblich durch die Kategorie Geschlecht geprägte Devianz zu.
Nach dem »Grundlegenden Erlaß über die vorbeugende Verbrechensbekämpfung« konnte die Polizei ab 1937 reichsweit Personen verhaften, die als vermeintliche »Berufsverbrecher« oder durch angeblich »asoziales Verhalten« die Allgemeinheit gefährdeten. Sie kamen in polizeiliche »Vorbeugungshaft« und damit zeitlich unbefristet in Konzentrationslager. Fürsorgebehörden und Arbeitsämter lieferten Namen für Verhaftungsaktionen angeblich »Arbeitsscheuer« zu. Die Fürsorgebehörden betrachteten die KZ-Haft teils als Möglichkeit, sich kostensparend missliebiger Unterstützungsempfänger/-innen und als deviant angesehener Personen zu entledigen. Teils konkurrierten sie mit der Polizei um die Arbeitskraft der Eingewiesenen und Verhafteten.
Die Tagung will die Überwachungs-, Disziplinierungs- und Zwangsmaßnahmen der nationalsozialistischen Fürsorge für die »Volksgemeinschaft« in den Blick nehmen, ihre Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz herausarbeiten und deren Nachwirkungen untersuchen.
Mehr Informationen unter:
Tagung: Fürsorgepolitik und Sozialrassismus im Nationalsozialismus
Details
- Beginn:
- 6. Oktober 2022
- Ende:
- 7. Oktober 2022
- Veranstaltungskategorie:
- Konferenz
Veranstalter
- Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- veranstaltungen@stiftung-denkmal.de
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Veranstaltungsort
- KZ-Gedenkstätte Neuengamme
-
Jean-Dolidier-Weg
Hamburg, 21039 Germany Google Karte anzeigen