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Heinz Wewer: »Abgereist, ohne Angabe der Adresse«
25. November 2018 , 11.00 - 12.30
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»Abgereist, ohne Angabe der Adresse/parti, sans laisser d’adresse« – mit diesem postamtlichen Klebezettel wurden zahlreiche Postsendungen versehen, ehe die Reichspost sie an ihre Absender außerhalb Deutschlands zurückschickte. In Wahrheit waren die meisten Adressaten nicht »abgereist«, sondern vertrieben oder ermordet worden, weil sie jüdisch waren. »Abgereist« wurde so zur Metapher für das Verschwinden der Jüdinnen und Juden aus Deutschland, bis der Klebezettel im Januar 1943 von der Gestapo verboten wurde, weil sich seine Bedeutung herumgesprochen hatte. Nicht nur die Inhalte von Postsendungen, sondern auch ihre äußeren Merkmale legen Zeugnis von individuellen Schicksalen und historischen Ereignissen ab. Als Dokumente der Alltagskultur verleihen sie ihnen eine neue Anschaulichkeit und erweitern die Kenntnisse um Personen und Zusammenhänge.
In Zusammenarbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Archiven und Sammlerinnen und Sammlern in vielen Ländern hat der Autor über 300 postalische und ergänzende Dokumente zusammengetragen und verschiedenen Phasen und Aspekten von Terror und Verfolgung im Nationalsozialismus zugeordnet.
Heinz Wewer studierte Rechtswissenschaften, Geschichte und Politikwissenschaften.
Er berichtete 1961 als Korrespondent vom Eichmann-Prozess, war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berlin Document Center und begründete verschiedene zivilgesellschaftliche Initiativen. Zuletzt war er in der Kultur- und Bildungsverwaltung Berlins tätig.
Begrüßung und Moderation: Dr. Hans-Christian Jasch
Im Anschluss an die Buchvorstellung wird die neue Online-Ausstellung „Digitale Foto-Ausstellung zum deutschen Überfall auf Polen 1939 – Aus dem Bestand Kurt Seeligers“ der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz vorgestellt.
Der Eintritt ist frei.
Anmeldungen bitte unter empfang@ghwk.de, Tel. (030) 80 50 01-13/Fax-27.