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Vortrag
Familiengeschichte(n) im Nationalsozialismus
5. Oktober 2023 , 19.00
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Die Geschichte des Nationalsozialismus wirkt auf vielfältige Weise bis in die heutige Gesellschaft hinein. Mit zunehmender zeitlicher Distanz fragen sich auch heute noch viele, welche Rollen ihre Familienangehörigen in der NS-Zeit eingenommen haben. Besonders Fragen nach der Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen und der Beteiligung an den zahlreichen NS-Verbrechen stehen dabei im Vordergrund. Im Zuge von Recherchen stellen sich nicht selten Familienerzählungen von unpolitischem oder gar widerständigem Handeln der Angehörigen als einseitig oder falsch heraus. Über vieles wurde in den Familien ohnehin geschwiegen.
In seinem Vortrag beleuchtet Johannes Spohr das gegenwärtig wachsende Interesse an der Familienrecherche anhand aktueller Diskurse und Studien. Darüber hinaus ordnet er die Aufmerksamkeit für das Thema in den Kontext zugehöriger Debatten im Laufe der letzten Jahrzehnte ein und weist auf aktuelle Angebote familiengeschichtlicher Recherche zur NS-Zeit hin. Im Podiumsgespräch wird auch diskutiert, wie groß die Chancen sind, auf die eigenen Fragen Antworten zu erhalten.
Johannes Spohr ist als freier Historiker in Berlin tätig und leitet dort den Recherchedienst present past zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI und Mitglied des Arbeitskreises für intergenerationelle Folgen des Holocaust. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Die Ukraine 1943/44. Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende (2021) und Phantastische Gesellschaft. Gespräche über falsche und imaginierte Familiengeschichten zur NS-Verfolgung (2022, Mithg.).
Ulrich Tempel ist Archivar der Stiftung Topographie des Terrors. Von 2011 bis 2016 bot er im Dokumentationszentrum das Seminar „Familienbegegnungen“ zu Methoden familiengeschichtlicher Recherchen an.
Kai Müller ist pädagogischer Mitarbeiter der Stiftung Topographie des Terrors im Bereich „Outreach“.