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Buchpräsentation, Gespräch
Fabrikation eines Verbrechers. Der Kriminalfall Bruno Lüdke als Mediengeschichte
26. Juni 2018 , 19.00
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1944 ließen Kriminalpolizisten aus dem Reichssicherheitshauptamt den zwangssterilisierten Bruno Lüdke in Wien ermorden. Nach dem Krieg nutzten Journalisten Akten der Kripo, Tatortfotos, eine Büste und einen Handabdruck Lüdkes für großangelegte »Enthüllungen« in illustrierten Zeitungen, denen zufolge der Berliner Kutscher Bruno Lüdke – fälschlicherweise – als der »größte Massenmörder in der Kriminalgeschichte« bezeichnet wurde. International populär wurde der Kriminalfall durch Robert Siodmaks preisgekrönten Film »Nachts, wenn der Teufel kam« mit Mario Adorf in der Rolle des geisteskranken Verbrechers.
Mit dem soeben bei Spector Books erschienenen Band Fabrikation eines Verbrechers (2018) legen Axel Doßmann und Susanne Regener eine Visual History über Kriminalität, Gewalt und rassistische Menschenbilder vor, die vom 19. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart reicht. Rekonstruiert wird, unter welchen Bedingungen der Fake im Nationalsozialismus entstand und warum er sich in der Bundesrepublik als True Crime etablieren konnte. Doßmann und Regener erörtern in ihrer quellenreichen Studie exemplarisch die Konstruktion des Bösen und Anormalen und untersuchen ihre gesellschaftlichen Funktionen in Diktatur und Demokratie.
Axel Doßmann, 1968 geboren, ist Akademischer Rat am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit des Historischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zuvor arbeitete er für ARD-Hörfunk, Ausstellungen und Dokumentarfilm. Er forscht und lehrt u.a. zur audio-visuellen Repräsentation der Geschichte des Nationalsozialismus und Kommunismus.
Susanne Regener, 1957 geboren, ist Professorin für Mediengeschichte/Visuelle Kultur an der Universität Siegen und Affiliate Professor für Cultural and Media Studies an der Universität Kopenhagen. Sie forscht und lehrt seit vielen Jahren zur Geschichte der Visualisierungen von Außenseitern in europäischen Gesellschaften.
Michael Wildt, 1954 geboren, ist Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe »Im Gespräch mit Michael
Wildt«.