Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verändert auch den Blick auf den Zweiten Weltkrieg: Bereits seit 2014, verstärkt aber seit dem 24. Februar 2022 vollzieht sich in der Ukraine eine Abkehr von sowjetischen Narrativen, so vom Heldengedenken hin zu einem Blick auf die Opfer des Krieges, von einer Geschichte der Kriegsereignisse hin zum Erleben der Zivilbevölkerung. Holocaust-Überlebende und ehemalige Zwangsarbeiter/-innen waren an diesen Prozessen und gemeinsamen deutsch-ukrainischen Projekten zur Aufarbeitung und Verständigung aktiv beteiligt, sie wurden so Akteur/-innen und Subjekte der neuen Geschichtsschreibung.
Die Kontakte zwischen verschiedenen deutschen NGOs, Gedenkstätten, akademischen Einrichtungen und ehemaligen NS-Opfern in der Ukraine halfen nach dem 24. Februar 2022 auch, ein Hilfsnetzwerk zur Unterstützung von hochbetagten Überlebenden in der Ukraine zu schaffen. Die erneute Kriegserfahrung hat auch den Blick dieser Menschen verändert: »Ich hätte nie gedacht, dass ich einen weiteren Krieg erleben würde. Und dass die Deutschen mich vor meinen ‚russischen Brüdern‘ retten werden«, so ein Zeitzeuge.
Dr. Tetiana Pastushenko wird über die Hilfe und Unterstützung für ukrainische NS-Opfer und die weiteren Veränderungen in der Erforschung und Vermittlung des Zweiten Weltkrieges in der Ukraine angesichts des aktuellen Krieges berichten.
Corinna Jentzsch (Stiftung EVZ) wird das Gespräch moderieren. Das Gespräch wird Ukrainisch-Deutsch simultan übersetzt.