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Vortrag
Arbeits- und Tarifkonflikte im Nationalsozialismus
9. Juli 2019 , 19.00
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Vortrag: Henry Marx, Berlin
Moderation: Swantje Greve, Berlin
Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Das Reichsarbeitsministerium 1933–1945: Beamte im Dienst des Nationalsozialismus”
Die Nationalsozialisten verstanden Arbeit als „Dienst an der Volksgemeinschaft”. Arbeits- und Tarifverhandlungen lehnte das NS-Regime daher als Mechanismus des betrieblichen Interessenausgleichs ab, die Gewerkschaften ließ es zerschlagen. Stattdessen wurden in den einzelnen Unternehmen die Arbeitnehmer als „Gefolgschaftsmitglieder” zum Gehorsam gegenüber den „Betriebsführern” verpflichtet.
In seinem Vortrag zeigt Henry Marx, dass die Interessensgegensätze in den Betrieben trotz des Versuchs einer nationalsozialistischen Umdeutung von Arbeit keineswegs verschwanden. Um bestehende Konflikte kontrollieren und entschärfen zu können, bediente sich das NS-Regime neben der Deutschen Arbeitsfront vor allem des Reichsarbeitsministeriums und zwei seiner nachgeordneten Behörden: der Treuhänder der Arbeit und der Arbeitsämter. Was aber waren die staatlichen Handlungsmöglichkeiten, um in die Betriebsverhältnisse einzugreifen? Gelang es den Behörden, die Konflikte im Sinne des NS-Regimes und der Rüstungswirtschaft zu lösen? Der Vortrag wirft ein Schlaglicht darauf, welche Bedeutung der staatlichen Verwaltung bei der Regelung von Arbeitsbeziehungen in der NS-Zeit zukam.
Henry Marx, 1982 geboren, Historiker, war von 2014 bis 2018 Stipendiat im Projekt der Unabhängigen Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Reichsarbeitsministeriums im Nationalsozialismus beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales und wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Zu seinen Veröffentlichungen gehört der Aufsatz Arbeitsverwaltung und Organisation der Kriegswirtschaft (2017). Seine Studie Die Verwaltung des Ausnahmezustands – Wissensgenerierung und Arbeitskräftelenkung im Nationalsozialismus erscheint im November 2019. Im Begleitband zur Ausstellung „Das Reichsarbeitsministerium 1933–1945” ist er mit dem Aufsatz Arbeitsverwaltung im Nationalsozialismus: Disziplinierung und Gewalt vertreten.
Swantje Greve, 1983 geboren, ist Kuratorin der Ausstellung „Das Reichsarbeitsministerium 1933–1945”. Von 2014 bis 2018 war sie Stipendiatin im Projekt der Unabhängigen Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Reichsarbeitsministeriums im Nationalsozialismus und wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert.