Am 22. Juni 2023, zwei Tage vor dem 90. Jahrestag des Verbots der Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas durch Hitlers Regime 1933, hat der Deutsche Bundestag die Errichtung eines Mahnmals für diese Opfergruppe des Nationalsozialismus beschlossen. Das Parlament trägt damit der Selbstverpflichtung der Bundesrepublik Deutschland im Beschluss für das Holocaust-Mahnmal im Sommer 1999 Rechnung, aller Opfer »würdig zu gedenken«. Die zuständige Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas wird – neben den Denkmälern für die verfolgten Homosexuellen, die ermordeten Sinti und Roma sowie die Opfer der »Euthanasie«-Morde – auch das Mahnmal für die Zeugen betreuen.
Die Zeugen Jehovas sind die einzige Religionsgemeinschaft, die vom ersten Tag der nationalsozialistischen Diktatur an entschieden Widerstand gegen das Regime geleistet und anderen bedrängten Menschen geholfen hat – aus tiefer religiöser Überzeugung, geleitet allein von Mitmenschlichkeit. Sie verweigerten den Hitler-Gruß, die Aufnahme in staatliche Organisationen und den Kriegsdienst. Sie wurden verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt, ermordet – im Deutschen Reich wie in den meisten eroberten Gebieten. Mindestens 1.700 weibliche und männliche Zeugen verloren durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben.
»Das geplante schlichte Kunstwerk nahe dem Goldfischtisch im Berliner Tiergarten, das die Ermordeten und die traumatisierten Überlebenden, deren Leid sich in der DDR fortsetzte, ehren soll, ist überfällig«, so Uwe Neumärker, Direktor der Bundesstiftung: »Es würdigt den Mut der Zeugen Jehovas während des Nationalsozialismus und setzt zugleich ein Zeichen für Empathie, für religiöse Toleranz und gegen die Ausgrenzung von Minderheiten in der Gegenwart.«
Die erste öffentliche Gedenkveranstaltung am Ort des geplanten Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas im Berliner Tiergarten findet am 24. Juni 2023 um 12 Uhr statt. Die Stiftung Denkmal und die Arnold-Liebster-Stiftung erinnern gemeinsam an die Verfolgung und den Widerstand der Zeugen Jehovas. Anlass ist der 90. Jahrestag des Verbots der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Preußen am 24. Juni 1933, das in seinen Auswirkungen für das ganze nationalsozialistische Deutschland entscheidend war.
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