Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen entstand nach dem Entwurf des dänisch-norwegischen Künstlerduos Michael Elmgreen und Ingar Dragset. Den Anstoß für diesen Gedenkort gaben der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) und die Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken«.
Bereits 1935 ordneten die Nationalsozialisten die umfassende Kriminalisierung männlicher Homosexualität an. Dazu wurden die im § 175 des Strafgesetzbuches vorgesehenen Bestimmungen gegen homosexuelles Verhalten erheblich verschärft und ausgeweitet. Bereits ein Kuss unter Männern konnte zu Verfolgung führen. § 175 bedeutete Gefängnis oder Zuchthaus. Es gab über 50.000 Verurteilungen. Teilweise konnten die NS-Behörden die Kastration Verurteilter erzwingen. Mehrere tausend Schwule wurden wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslager verschleppt. Ein großer Teil von ihnen überlebte die Lager nicht.
Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2003 gebaut. Es soll die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wachhalten sowie ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Lesben und Schwulen setzen.
Der Unterhalt des Denkmals wird aus dem Etat des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert. Das Land Berlin hat das Grundstück zur Verfügung gestellt. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas übernimmt die weitere Betreuung des Gedenkortes.
www.gedenkort.de – Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken«
www.homo-denkmal.de – Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
www.berlin.lsvd.de – Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
Anschrift und Öffnungszeiten
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Ebertstraße / Ecke Hannah-Arendt-Straße, 10117 Berlin
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Telefon: +49-30-26 39 43 36
E-Mail: besucherservice(at)stiftung-denkmal.de
Internet: www.stiftung-denkmal.de
Bus 100, 123, 148, 200, M 41, TXL
S-Bahnhöfe: Unter den Linden und Potsdamer Platz, S1, S2, S26
U-Bahnhöfe: Potsdamer Platz und Mohrenstraße, U2
Lange wurde der Völkermord an den als »Zigeunern« verfolgten europäischen Sinti und Roma (der »Porajmos«) in der Öffentlichkeit kaum beachtet. 1992 beschloss die Bundesregierung die Errichtung eines nationalen Denkmals, dessen Bau sich durch Meinungsverschiedenheiten der Opferverbände über die Widmung verzögerte. Das Denkmal des israelischen Künstlers Dani Karavan wurde schließlich am 24. Oktober 2012 eröffnet und ist für die Öffentlich zugänglich. Es besteht aus einem Brunnen mit einem versenkbaren Stein, auf den täglich eine frische Blume gelegt werden soll. Statt einer Inschrift wird aus dem Gedicht »Auschwitz« des Italieners Santino Spinelli, selbst Angehöriger der Roma, zitiert: „Eingefallenes Gesicht / erloschene Augen / kalte Lippen / Stille / ein zerrissenes Herz / ohne Atem / ohne Worte / keine Tränen.” Darüber hinaus informieren Tafeln über Ausgrenzung und Massenmord an dieser Minderheit in ganz Europa während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft.
Anschrift und Öffnungszeiten
Simsonweg/Scheidemannstraße – zwischen Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude, 10557 Berlin
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Auf dem Parkfriedhof Marzahn am Wiesenburger Weg erinnern ein Gedenkstein, eine Marmorplatte und eine Gedenktafel an das Sinti-Lager (»Zigeuner-Lager«), das die Nationalsozialisten wenige hundert Meter entfernt errichtet hatten. Die Erinnerungsstätte befindet sich im hinteren Teil des Friedhofs, rechts vom Mittelweg. Den vom Rat des Bezirks errichteten Gedenkstein, einen relativ kleinen, grob behauenen Findling, schuf Jürgen Raue 1986. Die Initiative kam von dem Schriftsteller Reimar Gilsenbach und dem Pfarrer sowie der Kirchengemeinde Marzahn-Nord. Eingemeißelt ist die Inschrift:
Vom Mai 1936 bis zur Befreiung unseres Volkes durch die ruhmreiche Sowjetarmee litten in einem Zwangslager unweit dieser Stätte hunderte Angehörige der Sinti / Ehre den Opfern
Daneben liegt eine kleine weiße Marmorplatte mit der Inschrift:
Den Berliner Sinti, die im Zigeunerlager Marzahn
litten und in Auschwitz starben
Mai 1936–Mai 1945
Atschen Devleha.
Die beiden letzten Worte sind auf Romanes und heißen übersetzt: »Bleib mit Gott«. Diese Platte entstand 1990 auf Initiative der Cinti Union gemeinsam mit Reimar Gilsenbach.
Ein Jahr später wurde eine weitere Tafel mit historischen Informationen hinzugefügt; gestaltet wurde sie von Götz Dorl:
Auf einem ehemaligen Rieselfeld nördlich dieses
Friedhofs richteten die Nazis im Vorfeld der Olympischen
Spiele 1936 einen »Zigeunerrastplatz« ein, auf
dem hunderte Sinti und Roma gezwungen wurden zu leben.
Zusammengepfercht in düstere Baracken, fristeten die
Lagerbewohner ein elendes Dasein. Harte Arbeit,
Krankheit und Hunger forderten ihre Opfer.
Willkürlich wurden Menschen verschleppt und verhaftet.
Demütigende »rassenhygienische Untersuchungen«
verbreiteten Angst und Schrecken. Im Frühjahr
1943 wurden die meisten der »Festgesetzten« nach Auschwitz deportiert.
Männer und Frauen, Greise und Kinder.
Nur wenige überlebten.
Anschrift und Öffnungszeiten
Wiesenburger Weg (Parkfriedhof Marzahn)
Das Denkmal ist allgemein zugänglich.
An der Nordostecke des Steinplatzes wurde 1953 vom Bund der Verfolgten des Nazi-Regimes ein Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus errichtet aus Muschelkalk-Quadern, die, wie die Inschrift besagt, »aus Steinen der durch Rassenwahn verwüsteten Synagoge Fasanenstraße« gebildet sind. Ein Dreiecksemblem verweist auf das Dreieckszeichen, das alle KZ-Häftlinge tragen mussten; auf ihm steht die Inschrift:
1933–1945
Den Opfern / des / Nationalsozialismus
Es handelt sich um das früheste West-Berliner Denkmal für die NS-Opfer.
Anschrift und Öffnungszeiten
Steinplatz
Berlin-Charlottenburg
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
S-Bahnhof Zoologischer Garten
U-Bahnhöfe: Zoologischer Garten und Ernst-Reuter-Platz
In der Berliner Tiergartenstraße 4 befand sich ab April 1940 die Zentrale für die Organisation, die unter dem Decknamen »T 4« – oder schlicht »Aktion« – den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich initiierte, koordinierte und durchführte. Über 70.000 Menschen fielen ihm zum Opfer, bis die Aktion am 24. August 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe unterbrochen wurde. Das Morden begann bereits mit Kriegsbeginn im September 1939 und wurde sowohl nach dem »Euthanasiestopp« im August 1941 als auch mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 im gesamten Deutschen Reich und in vielen besetzten Gebieten, insbesondere im Osten, fortgesetzt. Die Erfassung, »Selektion« und Tötung der Anstaltspatienten war die erste zentral organisierte und systematische Massenvernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten. Dabei stellt »T 4« nur einen Teilkomplex des Gesamtverbrechens gegen Anstaltsbewohner dar. Die Forschung geht derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten Euthanasie-Programms in Europa aus. Allerdings liegen verlässliche Zahlen insbesondere für Osteuropa noch nicht vor.
Im November 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, einen »Gedenkort für die Opfer der NS-›Euthanasie‹-Morde« am historischen Ort der Planungszentrale zu errichten. Das Land Berlin lobte daraufhin einen Gestaltungswettbewerb aus. Der Siegerentwurf der Architektin Ursula Wilms sowie des Künstlers Nikolaus Koliusis und des Landschaftsarchitekten Heinz W. Hallmann umfasst eine transparente blaue 24 Meter lange Glaswand, die auf einer zur Mitte leicht geneigten dunklen Fläche aus anthrazitgefärbtem Betonbelag verläuft. Eine begleitende Freiluftausstellung informiert über die Geschichte der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde mit ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein. Der Gedenkort wurde am 2. September 2014 der Öffentlichkeit übergeben.
Anschrift und Öffnungszeiten
Lage: Tiergartenstraße 4, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Der Gedenk- und Informationsort ist Tag und Nacht frei zugänglich.
Der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde sowie die begleitende Freiluftausstellung sind barrierefrei.
Im westlichen Stadtrand von Berlin befindet sich der S-Bahnhof Grunewald. Von diesem Bahnhof aus fuhren von Herbst 1941 bis vermutlich Frühjahr 1942 Deportationszüge mit Berliner Juden in Ghettos und Vernichtungslager im Osten. Das von der Deutschen Bahn initiierte Mahnmal »Gleis 17« erinnert an die Deportationstransporte der Deutschen Reichsbahn.
Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum erinnert seit 2011 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zusammen mit dem Berliner Senat, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und der Deutschen Bahn an die Deportationen von Berliner Juden in die nationalsozialistischen Vernichtungslager. Die Zeremonie findet jedes Jahr im Oktober statt.
Am 18. Oktober 1941 begannen das Reichssicherheitshauptamt in Zusammenarbeit mit dem Reichsverkehrsministerium damit, Juden aus Berlin zu deportieren. An diesem Tag verließ ein Sonderzug der Deutschen Reichsbahn mit mehr als 1.000 Berliner Juden den Bahnhof Grunewald. Ziel dieses ersten Transportes war das Ghetto Lodz. Polizei und SS hatten zuvor den Transport in einem jüdischen Sammellager, das sich in der Synagoge in der Levetzowstraße im Bezirk Moabit befand, zusammengestellt. Die meisten der Männer, Frauen und Kinder trieben sie daraufhin zu Fuß nach Grunewald. Bis März 1945 folgten insgesamt mehr als 180 weitere Transporte aus Berlin in Ghettos sowie ab August 1942 auch auf direktem Weg in Vernichtungslager. Ab 1942 fuhren Deportationszüge auch vom Anhalter Bahnhof und vom Güterbahnhof Moabit ab. Die Planung der Deportationen oblag dem Reichssicherheitshauptamt, für die Durchführung waren die örtlichen Staatspolizeileitstellen zuständig. Bei den Deportationen waren die nationalsozialistischen Behörden auf die Zusammenarbeit mit der Deutschen Reichsbahn angewiesen. Bestanden die Sonderzüge anfangs noch aus älteren Personenzügen, stellte die Reichsbahn ab 1942 vermehrt Güterwaggons für die Deportationen zur Verfügung. Die »Beförderung« der Juden stellte die Bahn der jüdischen Gemeinde in Rechnung – pro gefahrenen Kilometer vier Pfennig für Erwachsene und zwei Pfennig für Kinder über vier Jahren.
Über 50.000 Juden starben nach Deportationen aus Berlin. Viele Transporte endeten in den Ghettos Theresienstadt, Minsk, Riga, Kaunas und Lodz. Ab Juli 1942 gingen mehrere Transporte mit Berliner Juden direkt nach Auschwitz-Birkenau und in andere Vernichtungslager. Etwa 500 Juden aus Städten und Gemeinden in der Umgebung der Hauptstadt wurden ebenfalls von Berlin aus deportiert.
Text: http://www.memorialmuseums.org/
Anschrift und Öffnungszeiten
Mahnmal Gleis 17 – Berlin Grunewald
Am Bahnhof Grunewald 1, 14193 Berlin
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
oeffentlichkeitsarbeit(at)deutschebahn.com
Bus M49
S-Bahnhöfe: S7, Grunewald
Die Liste wird fortgesetzt.
Gedenktafeln in Berlin
http://www.gedenktafeln-in-berlin.de/
Stolpersteine in Berlin
Eine Übersicht über Erinnerungsorte in Berlin und Brandenburg gibt folgendes Buch:
Stefanie Endlich: »Wege zur Erinnerung. Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg«
Metropol-Verlag, Berlin 2006
29.90 EURO