Die „Arisierung” – ihre Opfer und ihre Nutznießer
Dauer: individuell
Kosten: kostenlos
Zielgruppe: Sekundarstufe II, gymnasiale Oberstufe, Erwachsenengruppen
Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit, die häufig als Arisierung bezeichnet wird, war ein zentraler Bestandteil der Judenverfolgung. Der Prozess durchlief mehrere Stufen: Schon in den späteren 1920-er Jahren kam es überall in Deutschland zu Boykottaktionen gegen jüdische
Geschäfte. Am 1. April 1933 organisierten die Nationalsozialisten dann einen allgemeinen Boykotttag. Es folgten Jahre der scheinbaren Ruhe, in denen die Position jüdischer Unternehmen durch propagandistische und administrative Maßnahmen langsam unterhöhlt wurde. 1938 wurde dann mit Gesetzen die endgültige „Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ eingeleitet. Gleichzeitig kam es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen, deren Leidtragende häufig jüdische Unternehmer waren. Diese Entwicklung fand ihren Tiefpunkt in den Plünderungen jüdischer
Geschäfte und der Verschleppung jüdischer Unternehmer beim Novemberpogrom 1938.
Während des Studientags wird die Parallelität beider Entwicklungen, die für die Verfolgung der Juden ganz allgemein typisch ist, am Beispiel eher unbekannter Unternehmen in Berlin nachgezeichnet.
Aspekte:
- Ökonomischer Antisemitismus und das Stereotyp des reichen Juden
- Verortung der Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit als Stufe im Prozess der Verfolgung und Vernichtung
- Verortung jüdischen Gewerbetreibens in Berlin
- Boykotttag und Pogrom in der Presse – Inszenierung und Wirklichkeit
- Ausgrenzung jüdischer Unternehmer durch Verwaltungsinstanzen
- „F. V. Grünfeld jetzt arisch“. Eine Fallstudie einer so genannten Arisierung
- Nissim Zacouto, eine Fallstudie der Abwehrstrategien eines türkischen Teppichgroßhändlers
Methodische Elemente:
- Führung durch die ständige Ausstellung, besonders durch die Räume 3, 4 und 9
- Einführungsvortrag über den ökonomischen Hintergrund des Antisemitismus
- Arbeit mit zeitgenössischen Dokumenten und Zeitungsartikeln (Quellenkritik und -analyse)
- Analyse der sprachlichen Verbrämung der Verfolgung
- Analyse des Netzwerks der Täter
- Analyse der Reaktionen der jüdischen Unternehmer
- Selbständige Recherchen in der Mediothek des Hauses
- Präsentation der Arbeitsergebnisse durch Rollenspiele oder das Erstellen einer Broschüre
http://www.ghwk.de/fileadmin/user_upload/pdf-wannsee/bildung/arisierung.pdf