NEUE ZEIT? – 75 Jahre Kriegsende
12. September bis 10. Januar 2020
Die Ausstellung »NEUE ZEIT? – 75 Jahre Kriegsende« versammelt drei Fotoarchive:
Warschau, Herbst 1939
Die Fotografien eines unbekannten Soldaten der deutschen Wehrmacht zeigen die Ansichten einer Stadt und ihrer Bevölkerung, die vom Krieg gezeichnet sind. Die Bilder dokumentieren das Ausmaß der Zerstörung und das sich verändernde Leben der polnischen und jüdischen Bevölkerung Warschaus.
Den Aufnahmen steht unser historisches Wissen und Sehen gegenüber, welches die Bilder neu deutet und liest. Erst durch die so geschaffene Transformation erhalten die Fotografien ihren dokumentarischen Wert. Die Menschen auf den Bildern haben die Bombardierung und Belagerung überlebt. Der Alltag unter der Besatzung nimmt allmählich Formen an: eine neue Zeit?
Das Archiv entstammt dem Verlagshaus Passau.
Dieter Keller – Ukraine 1941/42
Dieter Keller (1909–1987), ein dem Bauhaus und der Neuen Sachlichkeit nahestehender Verleger und Kunstsammler, wird 1941/42 als deutscher Soldat im Grenzgebiet der Ukraine und Weißrusslands stationiert. Er benutzte in seinen heimlich angefertigten Aufnahmen die Mittel der seriellen und informellen Fotografie und erzeugte filmisch anmutende Bildsequenzen, um eine subjektive Realitätserfahrung anzuregen. Die fotografische Übertragung von Bildern der Grausamkeit und apokalyptischen Zerstörung in abstrahierende und formale Bildkonstruktionen intensiviert die subjektive Betroffenheit. Dieter Kellers verstörende Fotografien von Kriegsgräueln fügen sich in die europäische Bildtradition von Kriegsdarstellungen ein, wie sie durch die Schreckensbilder von Hieronymus Bosch, Francisco de Goya oder Otto Dix geprägt wurden.
Das Archiv entstammt der Sammlung von Dr. Norbert Moos.
Valery Faminsky – Berlin, Mai 1945
Der russische Frontfotograf Valery Faminsky (1914–1993) gelangt mit den ersten Soldaten im April 1945 in die umkämpfte Stadt Berlin. Faminskys Fotografien schildern ohne jedes Pathos und jede Propaganda, dafür mit einem zutiefst humanistischen Blick, die völlig zerstörte Stadt, die erschöpfte Bevölkerung und den Alltag der sowjetischen Truppen. Er zeigt die tiefe Sehnsucht nach Frieden. Sein Interesse gilt immer den individuellen Schicksalen von Menschen auf beiden Seiten der Front. Fremdarbeiter auf dem Weg in die Heimat, deutsche Flüchtlinge, Zivilisten auf der Suche nach Angehörigen, Lebensmitteln und Wasser. Am 24. Mai 1945 kehrt Faminsky mit seinen Aufnahmen nach Moskau zurück. Er veröffentlicht diese Bilder nie. Sie werden in seinem Nachlass von den Enkeln entdeckt. Die Bilder Faminskys sind in ihrer historischen Bedeutung einzigartig.
Das Archiv entstammt der Sammlung von Arthur Bondar.
Die Ausstellung wurde von Ana Druga und Thomas Gust (Buchkunst Berlin) kuratiert.
Gesamtkonzept der Ausstellungen im Willy-Brandt-Haus: Gisela Kayser (Freundeskreis Willy-Brandt-Haus).
Ausstellungsort
Willy-Brandt-Haus, Stresemannstr. 28, 10963 Berlin
www.fkwbh.de
Öffnungszeiten
Samstag und Sonntag, 10 bis 20 Uhr
Eintritt frei | Ausweis erforderlich
Wichtig: Zugang nur mit Zeitfensterticket, Buchung online unter: www.fkwbh.eventbrite.com.
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist notwendig. Bitte halten Sie Abstand und beachten Sie die üblichen Hygieneregeln.
Führungen
Begleitend zur Ausstellung finden kostenlose Online-Führungen mit dem Fotografie-Dozenten und Verleger Thomas Gust statt:
Dienstag, 8.12.2020, 18 bis 19 Uhr
Dienstag, 15.12.2020, 18 bis 19 Uhr
Dienstag, 5.01.2021, 18 bis 19 Uhr
Sonntag, 10.01.2021, 16 bis 17 Uhr
Workshops
Während der gesamten Ausstellungsdauer finden kostenlose Online-Workshops statt. Informationen zur Anmeldung und Terminen erhalten Sie unter mail@freundeskreis-wbh.de.